Kommunale Gesundheit: Situations- und Bedarfsanalyse in der Gemeinde Barleben

Vor gut einem Jahr wurde von 4 Studenten der Hochschule Magdeburg/Stendal eine Befragung zum oben genannten Thema durchgeführt. Eine interessante Angelegenheit in deren Mittelpunkt die Bürger stehen. Deshalb unterstützte die Gemeinde die Untersuchung mit ca. 5000 €. Eine Firma hätte sicher das zigfache gekostet und die Studenten hatten einen finanziellen Anreiz.
Im Dezember 2011 wurde dann den Gemeinderäten das Ergebnis dieser Studie vorgelegt. Schon in der Ratssitzung gab es kritische Anmerkungen über die gemachten Aussagen. Das Problem ist die Vorgehensweise bei der Datenerhebung. Es wurden Fragebögen ausgelegt, von denen es nur 724 auswertbare Rückmeldungen gab. Rechnet man ca. 9200 Einwohner, entspricht dies etwa 7,8 % der Bevölkerung. Kein Problem, wenn man die Ergebnisse auch so darstellen würde. Aber lesen Sie eine der vielen immer wiederkehrenden Aussagen selbst:

Die Bürger der Gemeinde Barleben sind der Befragung zu Folge überwiegend zufrieden mit ihrem Wohnort. Knapp 90 % schätzen die Lebensqualität mit gut oder sehr gut ein.“ (Zitat S. 125)

Hätten tatsächlich alle ca. 9200 Einwohner einen Fragebogen zurückgeschickt, wäre das richtig. Es sind aber nur 724 auswertbare Rückmeldungen vorhanden, somit wird die zitierte Schlussfolgerung aus der Studie falsch. Richtig muss es aufgrund der gewählten Methode heißen: Knapp 7 % der Bürger der Gemeinde schätzen die Lebensqualität mit gut oder sehr gut ein. Würde dies dann aber die Aussage: „Die Bürger der Gemeinde Barleben sind der Befragung zu Folge überwiegend zufrieden…“ nach sich ziehen können? Nein, unter diesen Voraussetzungen ist das ausgeschlossen. Die in der Studie getroffenen Schlussfolgerungen treffen bestenfalls auf die Umfrageteilnehmer, nicht aber auf die Gesamtbevölkerung von Barleben zu. Obendrein werden viele der in dieser Studie gegebenen Handlungsempfehlungen, z.B. mehr Personalbedarf in der Verwaltung (S. 123), völlig unglaubwürdig. Meinungen wie: Alle, die sich nicht beteiligt haben, waren doch offensichtlich zufrieden…, zeugen nicht nur von Unwissenheit, sie setzen sich auch über die angekündigten wissenschaftlichen Maßstäbe, auf deren Grundlage in Barleben Zukunftspolitik gemacht werden soll, hinweg. Wer es ausführlicher belegt haben möchte, kann hier nachsehen.
Leider wird die Studie unkommentiert in die Öffentlichkeit gebracht. Im März soll sie z.B. auch Teil eines Zukunftsforums in Barleben sein. Es ergibt sich die Frage, warum von Studenten, die „durch wissenschaftliche Untersuchungen in Anlehnung an das Verfahren der Community Diagnosis…“(S. 2) ermitteln wollten, solche Fehler gemacht werden?
Ich vermute, sie wurden nicht richtig angeleitet. Damit hat man aber weder den Studenten, noch den Bürgern einen Gefallen getan. Es gibt auch Stimmen die sagen, vielleicht hat man sie gezielt benutzt, um zu bestätigen, was man gerne bestätigt haben möchte. So etwas wäre Betrug, ließe sich aber an der Reaktion auf Kritik schnell erkennen.

Ergänzung: 2012-03-16
Die sehr umfangeiche Antwort der KoGe Gruppe hier lesen

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