Schulentwicklung mit Zukunft?

SchuldemoBreit
Protest ohne Erfolg

Noch vor 9 Jahren als großartige Erfolgsstory prognostiziert, von Landkreis und Staatssekretär hoch gelobt, entpuppt sie sich jetzt als Flop: die Entwicklung der staatlichen Schullandschaft in Barleben. Hier die Hintergründe:
Bis 2006 gab es in Barleben eine Grund- und eine Sekundarschule. 2007 wurde die damals ausgelastete zweizügige Sekundarschule in die Trägerschaft der Gemeinde übernommen, abgerissen und durch einen dreizügigen Neubau ersetzt (ausgelegt für die doppelte Schülerzahl). Die prognostizierte Abschaffung der Schuleinzugsbereiche, beste Lernbedingungen, sowie eine positive Bevölkerungsentwicklung wurden vom Bürgermeister vorgebracht, um damals von allen Seiten Zustimmung zum Bau dieses großen und modern ausgestatteten Schulgebäudes zu bekommen. Das Geld – auch kein Problem – wurde über ein PPP-Modell „vorgeschossen“ und wird nun, über 20 Jahre gestreckt, mit ca. 550 Tausend € pro Jahr abgezahlt. Wie bei vielen Barleber Höhenflügen folgte leider auch hier eine Bauchlandung.

Die Schülerzahl in der Sekundarschule ging stetig zurück und nur dem Engagement der Schule, diese als Ganztagsschule mit Wirtschaftsorientierung zu entwickeln, ist es zu verdanken, dass dadurch noch Schüler von außerhalb die Zweizügigkeit und somit den Erhalt der Schule garantierten.
Um sowohl die Existenz als auch die dreizügige Auslastung der Schule zukünftig zu sichern, wurde von Seiten der Schule(!) nun die Initiative ergriffen, diese zur Gemeinschaftsschule in Kooperation mit der Gutenbergschule Wolmirstedt zu entwickeln, ein Schulmodell das aktuell sehr nachgefragt wird. Dass dies realistisch ist, geht auch aus der Stellungnahme des Landkreises (02/2016) hervor. Um diese Entwicklung zu vollziehen, bedurfte es allerdings auch der Zustimmung des Schulträgers, nämlich der Gemeinde. Längere Zeit wurde die dazu nötige Abstimmung im Gemeinderat unter fadenscheinigen Argumenten von der Verwaltung verzögert. Nun ist klar warum, ein Kopplungsgeschäft wurde geplant. Man will gleichzeitig das Schulgebäude der Grundschule leerziehen und diese mit in das Sekundarschulgebäude eingliedern. Dies erfolgt unter dem vermeintlichen Aspekt der Kostenersparnis von geschätzten 130 Tausend € pro Jahr. Dass die Sekundarschule und das Außengelände noch umzubauen wären (geschätzt 400 Tausend €) und die in den letzten Jahren in der Grundschule aber auch einige der in der Sekundarschule getätigten Investitionen somit in den Sand gesetzt wären, sei nur nebenbei erwähnt.
Direktoren, Lehrer, Schulförderverein, Elternvertreter und Bürger protestierten dagegen, organisierten öffentliche Demonstrationszüge und sammelten in einer Petition über 1000 Unterschriften. Sie legten eine Vielzahl sachlicher Argumente vor, die gegen diese Entscheidung sprechen (hier einsehen). Selbst in der Stellungnahme des Landesschulamtes (02/2016) wird von „Einschränkungen“ im dann notwendigen „pädagogisch veränderten Schulalltag“ gesprochen.
Nun zur Vorbereitung der politischen Entscheidung. Mit dem Landkreis wurde ausgehandelt, dass Kinder aus dem jetzigen Schuleinzugsbereich der Sekundarschule (Barleben, Ebendorf, Meitzendorf, Dahlenwarsleben, Gersdorf, Gutenswegen, Groß- und Kleinammensleben) bei Bedarf nach Zielitz umgeleitet werden, da ja die Dreizügigkeit durch die Schulzusammenlegung nicht mehr zur Verfügung steht. In den Medien des Bürgermeisters öffentlich gelobte „Überzeugungs“-Arbeitsgruppen wurden gebildet, in denen „Meinungsaustausch“ betrieben wurde, wer nicht daran teilnehmen wollte, wurde öffentlich getadelt. Die Direktorin der Ganztagsschule wurde durch eine Dienst- und Fachaufsichtsbeschwerde mundtot gemacht, Lehrer und Elternvertreter signalisierten aber weiter Ablehnung des Vorhabens. Auch die Grundschule blieb bis zuletzt bei ihrer klaren, ablehnenden Position.
Auf die Abstimmung im Gemeinderat hatten die Argumente der unmittelbar Betroffenen, nämlich der Lehrer und Eltern jedoch wenig Einfluss, das Vorhaben wurde trotzdem beschlossen. Für die Zusammenlegung der Schulen stimmten im Gemeinderat am 28.4.2016 M.Pape, R.Lüder, J.Herrmann, F.U.Keindorff, U.Korn, U.Dürrmann, B.Niebur, P.Säuberlich, W.Büchner. Gegen diese Entscheidung stimmten die Mitglieder unserer Fraktion (E.Appenrodt, R.Müller, E.Brämer, J.Könitz, T.Pfeffer), sowie die Gemeinderäte H.Ölze und W.Rost. Unsere Begründung wurde in das Sitzungsprotokoll aufgenommen (hier einsehen). Der Stimme enthielt sich K.Fischer, der Abstimmung fern blieben M.Behrens, R.Jassen, P.Hiller und C.Dorendorf.
Das Alles hat einen sehr faden Beigeschmack. Wollte man vor 9 Jahren zukünftig bildungspolitisch glänzen, sind die Weichen für eine solche Entwicklung nun falsch gestellt worden. Bildung ist und bleibt die wichtigste Investition in die Zukunft, Sparkonzepte hier anzusetzen, führt langfristig auf ein Abstellgleis.

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