Zum 50. Jahrestag des Mauerbaus

Am 13.8.2011, Punkt Zwölf, die Glocken läuten. Sie rufen zum Gebet – heute aber auch zum Gedenken – der Opfer des Mauerbaus. Am „Neuen Gedenkstein“ auf dem Kirchhof in Barleben wird den Opfern des stalinistischen Mauerbaus gedacht. Kommunalpolitiker der CDU und der Freien Wähler stellen sich demonstrativ an die Gedenktafel. Blumen werden niedergelegt, der Pfarrer spricht ein Gebet und dann langes Schweigen.

Als die Glocken verstummen, findet die handvoll Barleber ihre Sprache. Man erzählt von persönlichen Erfahrungen mit der Mauer, der in Berlin, der im Kopf und der im Herzen. Immer noch Schmerz, immer noch ist manches nicht oder nur schwer zu verstehen und auszuhalten. Erschreckend schnell ist man im hier und heute. Eine These stimmt sehr nachdenklich: Stalinismus fängt da an, wo in gut gemeinten Strukturen Machtspiele beginnen, in Familie, Verein, Politik oder Kirche. Kann die Kirche – wie damals – wieder helfen, mehr Menschen in eine demokratische Streitkultur zu führen? Gerade bei der letzten Landratswahl hat Politikverdrossenheit so viele von den Wahlurnen ferngehalten.

Der Plan zum Bau der Berliner Mauer wurde bis zuletzt geleugnet, dann jedoch am 13.08.1961 wurde sie von Hand gemauert. Immer wieder versuchten es Menschen, sie unter Lebensgefahr zu überwinden und wurden dabei Opfer, ob sie es nun schafften „rüber zu machen“ oder auch nicht! Erst am 09.11.1989 wurde begonnen, diese Mauer von Hand wieder abzureißen. Die Proletarier der Diktatur hatten diese Diktatur satt. Friedlich – dieses feiernd – fiel die Mauer. In Berlin ist sie nun verschwunden, auch in Deutschland, aber der Mauerbau-Stalinismus ist nicht so leicht zu überwinden. Immer noch ist er in zu vielen Köpfen und Herzen. Und gegen diesen Stalinismus müssten wir jeden Tag neu kämpfen, in Familie, Verein, Politik oder Kirche – geographisch oder ideologisch, wie gesagt, müssten…

Mit wie vielen fängt es wohl an? Zuerst im eigenen Kopf, im eigenen Herzen – mit einer Hand voll Vertrauen und ehrlichen Mutes zu gedenken und aufzuarbeiten, was an Schutt immer noch da ist. „Wo Zwei oder Drei…“ so heißt es Mut machend in der Bibel – da fängt schon der Friede an, der keine Mauern mehr braucht. Oder eben mit einer handvoll Menschen vor einem „Denk – Mal“ an der Kirche – wie in Barleben am 13.08.2011 um 12.00 Uhr.

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