Verhindern alte Bäume die Sanierung des Breiteweges?

Der Mittelabschnitt des Breiteweges ist vor einigen Jahren gründlich vom alten Baumbestand „befreit“ worden. Helden und Kämpfer für die neue Ordnung waren Herr Keindorff und eine Schar ordnungsliebender Volksvertreter. Deren Ansinnen ist es jetzt im Zuge der geplanten Neugestaltung auch die restlichen Bereiche des Breiteweges gründlich vom „Totholz“ zu befreien.

Dass auch Jahre nach der Sanierung im Mittelabschnitt die viel gerühmten neuen Bäume nach dem Pflanzen abgestorben sind, nicht nachgepflanzt wird und keiner verantwortlich für diesen Pfusch sein will, das wird gern verschwiegen. Teure Gutachten, vorprogrammierte Gerichtsstreite etc., das traurige Resultat ist leider gut zu sehen. Anstatt aus den Fehlern zu lernen, wird aber weiterhin jede Gelegenheit genutzt, auch die anderen alten Bäume als krank und gefährlich einzustufen und auf ihre Fällung hinzuarbeiten. Glaubt man diese Argumente, muss man ja richtig Angst haben, den Breiteweg zu benutzen! Und das stimmt sogar, aber dazu später…
Die vorhandenen Linden wurden schon vor Jahren zu Kopfbäumen „umerzogen“. Die Ursache war in der Energieversorgung zu suchen. Freie Leitungen waren erforderlich, das ist absolut verständlich. Mit derartigen Kopfbäumen geht allerdings eine Eigenschaft einher, die jetzt gegen die Bäume und für die Motorsäge verwendet wird.

Durch den regelmäßigen Rückschnitt des Kronenbereiches wir dieser im Kern langsam morsch. Das kann bei alten Exemplaren bis zur kompletten Aushöhlung des Stammes führen. Im Sinne einer etwas komplexeren Denkweise, ist dieser Bereich aber kein toter, sondern er gibt u.a. Insekten einen Lebensraum (bei Weiden profitieren davon mehr als hundert Arten). Betrachtet man die Vitalität der Linden, was an ihrem starken jährlichen Neuaustrieb zu erkennen ist, geht mir die Logik der Motorsägenfans völlig verloren. Richtig ist, dass die Stammaushöhlung den Eindruck von kranken Bäumen machen kann. Richtig ist auch, dass solche Schadbilder bei Bäumen mit einer intakten großen Krone zum Einschreiten zwingen. Hier stellt der Bruch von Ästen oder des ganzen Baumes eine reale Gefahr dar. Eben diese Gefahr ist bei so regelmäßig gepflegten Linden wie die im Breiteweg jedoch gar nicht vorhanden. Es besteht auch bei extremster Auslegung der Verkehrssicherungspflicht kein Grund zum Aktionismus.

Noch schlimmer ist das Schlechtreden der alten Kastanien im südlichen Bereich der Straße. Die Braunfärbung der Bäume im Spätsommer hat überhaupt nichts mit deren Vitalität zu tun, sondern rührt von einer Massenvermehrung der so genannten Kastanienminiermotte her, deren Larven die Blätter befallen. Real gefährlich ist es aber, wenn man sein Sichtfeld aus dem Kronenbereich der Bäume hier auf den Boden verlagert. Da hätte die Gemeinde tatsächlich die Pflicht, ihrer Gefahrenabwehr nachzukommen.

Die Ausrede, dass die Bäume die Sanierung des Gehweges behindern und erst entfernt werden müssten, ist eine gezielte Falschinformation. Die kaputten Gehwegplatten oder die zerfahrenen Einfahrten könnten jederzeit ausgebessert werden, das hat mit den Bäumen gar nichts zu tun! Wer genau hinsieht entdeckt noch etwas sehr interessantes. Im Bereich der Kastanien findet sich kein Beweis dafür, das die Bäume an der aktuellen Situation schuld sind. Keine Platte wurde durch Wurzeln angehoben. Alles was einen schlechten Eindruck hinterlässt ist der Zustand der Baustoffe!

Wenn der Wille des Lagers der Baumgegner da wäre Kompromisse zu suchen, wären sicher auch die Chancen größer, das Umweltamt davon zu überzeugen, einen Teil der Bäume aus dem gerichtlich abschließend bestätigten Schutzstatus (Naturdenkmal Kastanien-Lindenallee) zu entlassen und eine schrittweise Verjüngung des Bestandes anzustreben. Solche Gedanken sind allerdings bisher nicht in der Diskussion aufgetaucht. Man hat den Eindruck, dass Kompromisse schon aus Prinzip dem „Gegner“ nicht zugestanden werden können. Das zeigt sich auch am der links dargestellten Situation um die Kastanien. Hier ist ausreichender Raum zum Ausgleich aller Interessen. Die der Baumerhaltung wie auch der Neugestalter, eben wenn man zu Kompromissen bei Lösungsfindung bereit wäre…

Was aber in der Diskussion auftaucht, ist ein anderes Argument. Hier wird der absurde Vorwurf erhoben, dass die Befürworter der sanften Sanierung die Bäume für wichtiger halten, als die Interessen der Menschen. Diesen Gedankenträgern muss ich mein echtes Mitgefühl aussprechen, sie haben es einfach nicht verstanden. Diese Art von arrogantem Umgang mit der Natur hat die Menschheit in die heutige Situation gebracht. Unsere Kinder, oder spätestens deren Kinder werden uns unangenehme Fragen stellen. Ähnlich unangenehme Fragen, wie wir sie unseren Eltern und Großeltern zu deren Stillhalten in der Geschichte stellen mussten.

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